Flucht und Vertreibung Deutscher aus Mittel- und Osteuropa 1945–1950

Dieses Dossier stellt die Flucht und Vertreibung der deutschstämmigen Bevölkerung in den deutschen Ostgebieten in der Endphase des Zweiten Weltkriegs und in der unmittelbaren Nachkriegszeit in den Mittelpunkt. Es ist gleichsam der Versuch, mit dem Fokus auf das heutige Baden-Württemberg das „Jahrhundert der Flüchtlinge“ zu beschreiben.

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Das 20. Jahrhundert als „Jahrhundert der Flüchtlinge“

Wenn von Flucht und Vertreibung die Rede ist, denken viele zunächst an die aktuellen Kriegsherden der Welt, an Syrien und den Irak, an Afghanistan, Jemen oder den Sudan. In der Tat: Im Jahr 2020 lag die Zahl der Menschen, die weltweit auf der Flucht waren, bei rund 80 Millionen. Seit 2010 hat sich diese Zahl verdoppelt.

Flucht und Vertreibung waren jedoch auch im 20. Jahrhundert Massenphänomene. Das letzte Jahrhundert wird auch als „Jahrhundert der Flüchtlinge“ bezeichnet. Nie zuvor hatte es derart weitreichende und zumeist erzwungene Völkervertreibungen gegeben. Im Mittelpunkt standen damals nicht Afrika oder Asien, sondern Europa.

Der Höhepunkt der Fluchtbewegungen

Während des von Deutschland begonnenen Zweiten Weltkriegs wurden schätzungsweise 50 bis 60 Millionen Menschen deportiert, zwangsweise umgesiedelt und vertrieben – oder sie flohen vor heranrückenden Armeen. Bereits zwischen 1939 und 1944 wurden allein rund neun Millionen Menschen Opfer der nationalsozialistischen Umsiedlungspolitik. Während des Zweiten Weltkriegs mussten über 20 Millionen Menschen aus allen von Deutschland besetzten Ländern Zwangsarbeit leisten: ausländische Zivilarbeitskräfte, Konzentrationslagerhäflinge und Kriegsgefangene. Diejenigen, die das unmenschliche NS-Zwangsarbeitersystem überlebten, wurden nach dem Krieg als „Displaced Persons“ (oder „heimatlose Ausländer“) bezeichnet. Rund weitere zehn Millionen Menschen im Deutschen Reich waren wegen der Bombenangriffe zeitweilig „evakuiert“ worden und hatten ihre angestammte Heimat verlassen müssen.

Flucht und Vertreibung aus den deutschen Ostgebieten

Das bereits 1944 absehbare Kriegsende löste nach den von den Nationalsozialisten erzwungenen „Umsiedlungen“ weitere Wellen von Flucht und Vertreibung aus. Zwischen 1944 und 1951 verloren durch Flucht, Vertreibung und Verschleppung mehr als 12 Millionen Menschen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten und den südosteuropäischen Siedlungsgebieten ihre Heimat. Davon kamen rund acht Millionen Menschen in die amerikanische und die englische Besatzungszone, erst später auch in die südlich gelegenen französisch besetzten Bereiche. Etwa vier Millionen Menschen kamen in die sowjetisch besetzte Zone, aus der 1949 die DDR entstand. Hier wurden die Vertriebenen euphemistisch „Umsiedler“ genannt.

Die Vertreibung der Deutschen hatten die Alliierten auf den großen Kriegskonferenzen in Teheran (1943), Jalta (Februar 1945) und Potsdam (Juli/August 1945) vorbereitet und beschlossen. Die Exilregierungen der Polen und Tschechen hatte dies nicht gehindert, bereits unmittelbar nach dem Waffenstillstand im Mai und Juni 1945 mit sogenannten „wilden Vertreibungen“ in vielen Gebieten vollendete Tatsachen zu schaffen. Nach der Gründung der DDR im Jahr 1949 und nach dem gescheiterten Aufstand vom 17. Juni 1953 flüchteten bis zum Mauerbau 1961 zudem viele Menschen aus der DDR in die Bundesrepublik Deutschland.

Anfänge der Flucht und Vertreibung

Flucht und Vertreibung hatte es bereits während und nach dem Ersten Weltkrieg gegeben. Eine besondere Art des Vorgehens hielt damals schon Eingang in das politische Handeln, das heute als „ethnische Säuberung“ bezeichnet wird.
Ob bei der Vertreibung der Deutschen aus Elsass-Lothringen, nachdem dieses Gebiet ab 1918 wieder zu Frankreich gehörte, ob bei dem „Bevölkerungstausch“ zwischen der Türkei und Griechenland nahe der Meerenge des Bosporus in den Jahren nach 1923 oder ob bei alldem, was von den Nationalsozialisten in den osteuropäischen besetzten Gebieten nach 1939 initiiert wurde und sich dann – gewissermaßen als „Kettenreaktion“ – ab 1944/45 gegen die Deutschen selbst richtete: Die Vertreibung von großen Bevölkerungsgruppen hatte meist einen „ethnisch einheitlichen Nationalstaat“ als Ziel.

Grundmuster

Menschen anderer Sprache, Religion oder anderer Ethnie siedelte man um, vertrieb, misshandelte oder tötete sie. Das löste nicht erst auf dem Balkan in den Bosnienkriegen der 1990er-Jahre Verwerfungen aus: Es war ein Grundmuster im „Jahrhundert der Flüchtlinge“. Schon der Völkermord an den Armeniern als christlöiche Minderheit im Osmanischen Reich mit dem Höhepunkt 1915/16 war einer der ersten Genozide des 20. Jahrhunderts. Die Zahl der Opfer wird heute auf mindestens 800.000 geschätzt. Vertrieben wurden 1922/23 aber auch Hunderttausende Griechen aus Kleinasien und Thrakien, ausgelöst durch Mustafa Kemal Atatürk – und in der Folge weitere zwei Millionen Menschen in Griechenland und im Westen der Türkei zur „Umsiedlung nach geordnetem Statut“, völkerrechtlich „legitimiert“ durch den im Januar 1923 geschlossenen Vertrag von Lausanne. Der ursprünglich im Nationalstaat wurzelnde Gedanke, durch Trennung und Umsiedlung von nationalen Ethnien „Frieden“ zu schaffen, mündete in Gewalt und unmenschlicher Perversion.

Umsiedlungen und Deportationen gab es auch in Russland bzw. in der Sowjetunion: Noch im zaristischen Russland war den lange im Land lebenden deutschen und polnischen Siedlern Binnenwanderung und Landerwerb eingeschränkt worden. Deutsche Kolonisten wurden im Verlauf des Ersten Weltkriegs aufgefordert, zahlreiche Gebiete zu verlassen. In Galizien und in „Russisch-Polen“ wurden etwa 800.000 Deutsche und 600.000 Juden zwangsumgesiedelt.

Mit dem stalinistischen Terror seit den 1930er-Jahren wurden Hunderttausende Deutsche, Polen, Letten, Finnen, Iraner und Kurden deportiert. Vergleichbares passierte in den Jahren 1939 und 1940 in den im Zuge des Hitler-Stalin-Paktes annektierten Gebieten Polens, Rumäniens und des Baltikums. Auch hier deportierten die sowjetischen Machthaber etwa 1,2 Millionen Menschen ins Landesinnere. Nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion wurden zwischen 1941 und 1942 weitere rund 1,2 Millionen Deutsche aus der Autonomen Wolgarepublik, aber auch aus anderen Regionen der Sowjetunion nach Sibirien und Kasachstan deportiert.

Parallel dazu erfolgten die Massendeportationen europäischer Juden durch die NS-Machthaber und die ersten Massenerschießungen von Juden ab dem Juni 1941 in Litauen. Nach der Wannsee-Konferenz im Januar 1942 erfolgte der systematische Aufbau der Konzentrations- und Vernichtungslagern der Shoah. Knapp die Hälfte der insgesamt rund sechs Millionen jüdischen Opfer wurde in den Vernichtungslagern ermordet, die andere Hälfte starb an Misshandlung, Folter, Hunger oder bei Massenerschießungen.

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Migration

Baden-Württemberg ist seit vielen Jahrzehnten von Zuwanderung geprägt. Heute ist die Gesellschaft des Landes vielfältig und multikulturell. Rund 3,4 Millionen Menschen in Baden-Württemberg (ca. 30 Prozent) haben einen Migrationshintergrund. Sie tragen zum Wohlstand des Landes und zu seiner kulturellen Vielfalt bei.

mehr zu Migration in Baden-Württemberg

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Erinnerung an Flucht und Vertreibung

Zahlreiche Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg haben die Themen „Flucht und Vertreibung“ mit dem Schwerpunkt auf den Fluchtbewegungen am Ende des Zweiten Weltkriegslokalhistorisch ausgearbeitet. Vielerorts wird nach wie vor eine tief verankerte Erinnerungskultur gepflegt. „Verlorene Heimat – gewonnene Heimat“, so heißt etwa eine 2016 herausgegebene bilanzierende Schrift der Stadt Schwäbisch Gmünd (Ulrich Müller, 2016). „Auf zu neuen Ufern“, titelte ein 2002 vom Kreisverband Waiblingen des Bundes der Vertriebenen herausgegebener Band, der von „Aufnahme und Eingliederung“ berichtet (Helmut Rössler, 2002). Die Stadt Karlsruhe veröffentlichte 2010 einen Sammelband mit dem Titel „Migration und Integration in Karlsruhe“, der sich als Gesamtschau über das 20. Jahrhundert versteht (Manfred Koch/Sabine Liebig, 2010).

Auch auf Landesebene ist das Thema gut erforscht und dargestellt. Das Haus der Geschichte Baden-Württemberg präsentierte 2010 unter dem Titel „Ihr und Wir“ eine Große Landesausstellung zur Integration der deutschstämmigen Flüchtlinge und Vertriebenen. Das 1987 gegründete Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde in Tübingen beschäftigt sich seit vielen Jahren mit diesem Themenkreis (u. a. Mathias Beer, 2011). Mehrfach hat auch das „Haus der Heimat Baden-Württemberg“ die Zeitumstände und Hintergründe für den Südwesten aufgearbeitet (Mathias Beer, 2009 und Rainer Bendel, 2010). Und nicht zuletzt hat die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg unter anderem in ihren „Schriften zur politischen Landeskunde Baden-Württembergs“ den Beitrag der Flüchtlinge und Vertriebenen zur positiven Entwicklung des Landes gewürdigt (u. a. Mathias Beer, 2012 und 2014 sowie Reinhold Weber, 2014). Im Literaturverzeichnis zu diesem Dossier ist eine Auswahl an Publikation hierzu aufgelistet.

 

Beispiele

Das Beispiel Karlsruhe

Das Beispiel Karlsruhe

Hier soll exemplarisch am Beispiel Karlsruhe dargelegt werden, welche Auswirkungen das „Jahrhundert der Flüchtlinge“ seit dem Ersten Weltkrieg hatten. Die nordbadische Großstadt, die 2015 ihr 300-jähriges Bestehen feierte, war schon von Gründung an stark von Zuwanderung geprägt. Der fürstliche Stadtgründer hatte 1715 in einem „Privilegienbrief“ um Zuzug von Menschen aus ganz Europa geworben. 2008 verabschiedete die Stadt die „Karlsruher Leitlinien zur Integration von Zuwanderern“. Karlsruhe verfügt also über eine jahrhundertelange Erfahrung in der Aufnahme von Menschen, auch von Flüchtlingen.

1912 zählte Karlsruhe 138.458 Einwohner, am Ende des Ersten Weltkriegs lag die Bevölkerungszahl um etwa 1.000 Personen niedriger. Doch schon unmittelbar nach dem Ersten Weltkriegs kamen zahlreiche Flüchtlinge aus dem benachbarten Elsass-Lothringen. Die französischen Behörden hatten – nachdem die Départements wieder zu Frankreich gehörten – mit derAusweisung zahlreicher Deutscher begonnen. Karlsruhe musste in nur einem Jahr nach Kriegsende rund ein Fünftel der etwa 32.000 Elsass-Lothringer aufnehmen, die nach Baden flüchteten oder ausgewiesen wurden. Bis zu 150.000 Elsässer und Lothringer insgesamt mussten nach dem Ersten Weltkrieg die linksrheinische Region verlassen.

Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs waren in den Wochen nach September 1939 bis zu 90.000 Menschen zeitweilig aus Karlsruhe evakuiert worden – nach Eppingen, Mosbach oder Backnang, teilweise bis Bayern und Salzburg. Aufgrund der Grenznähe der Stadt zu Frankreich war Artilleriebeschuss der Wohnsiedlungen befürchtet worden. Weil es vorerst jedoch nicht zu Angriffen auf Karlsruhe kam, kehrten die meisten Menschen bis Weihnachten 1939 wieder zurück.

Während des Zweiten Weltkriegs gab es in Karlsruhe zeitweilig erneut Evakuierungen, vor allem in Folge der Bombenangriffe ab 1943/44, zu denen aber keine konkreten Zahlen vorliegen. Zudem gab es eine große Zahl von kriegsgefangenen Zwangsarbeitern. Eine beim Statistischen Amt der Stadt geführte Liste der Jahre 1943/44 nannte im Januar 1943 insgesamt 9.160 ausländische Arbeiterinnen und Arbeiter in Karlsruhe. Davon seien „mehr als die Hälfte Ostarbeiter und Russen“. Im August 1944, als die Liste abbricht, waren es 12.470 (M. Koch/S. Liebig 2010, 33). Insgesamt wird die Zahl der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter während den Kriegsjahren auf bis zu 170.00 insgesamt geschätzt.

Als Karlsruhe am 4. April 1945 von französischen Truppen befreit wurde, waren die meisten Zwangsarbeiter noch in der Stadt. Die Befreiung erlebten damals (dagegen) nur rund 60.000 Einheimische. Erst nach und nach kehrten die ausquartierten Menschen in die Stadt zurück. 1946 verzeichnete die Statistik eine Wohnbevölkerung von 175.588 Menschen.

Mit einem unerwarteten Zustrom an Menschen begann nun eine neue Zeitrechnung – und damit auch neue Herausforderungen. Der Minister des – später geschaffenen – Bundesministeriums für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte hatte dazu ein Dreiphasenmodell benannt, mit dem die Integration der „Neubürger“, wie die Flüchtlinge und Vertriebenen von Amts wegen genannt wurden, gelingen sollte: 1) Beschaffung von Wohnraum, 2) Sicherung der sozialen Lage, 3) innere Eingliederung.

Auf das schwer kriegsgeschädigte Karlsruhe kamen nun Tausende Flüchtlinge und Vertriebene zu, die in der Stadt aufgenommen und integriert werden mussten. Historiker beziffern die Zahl der um 1960 in Karlsruhe lebenden „Zuwanderer“ auf insgesamt etwa 65.000 Menschen oder rund 27 Prozent der Gesamtbevölkerung. Davon waren Tausende ehemalige Bewohner der Sowjetischen Besatzungszone, die 1949 zur DDR geworden war. Die Herkunftsgebiete der in Karlsruhe in den ersten sieben Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg aufgenommenen Flüchtlinge und Vertriebenen (mit Statistik Ende 1952, aus: M. Koch/S. Liebig 2010, 60):

CSR/Tschechoslowakei12.060
ehem. Ostgebiete, östlich Oder/Neiße7.230
damaliges Jugoslawien2.376
Polen1.859
Ungarn942
Österreich944
Rumänien327
Russland155
sonstige Länder2.271
gesamt28.164

Schon bevor die ersten Flüchtlingstransporte vor allem aus Polen und dem Sudetenland (CSR) ankamen, hatte die Stadt für zahlreiche Menschen zu sorgen, die aus ihrer Heimat geflohen waren. Bis Mitte Oktober 1945 kamen 12.700 Menschen, darunter nach damaligen Schätzungen rund 50 Prozent Flüchtlinge aus den vormaligen Ostgebieten des Deutschen Reichs. Wöchentlich erreichten etwa 3.500 Menschen die Stadt, von denen 2.500 wieder weiterwanderten. Zunächst war ein Lager in der Helmholtz-Schule in der Karlsruher Weststadt eingerichtet, später in der Artillerie-Kaserne in der Moltkestraße. Der erste große Flüchtlingstransport mit zunächst 360 Donauschwaben aus Jugoslawien kam bereits am 22. Juli 1945 in den westlich gelegenen Stadtteil Knielingen. Weitere 1.429 Flüchtlinge aus Slawonien und Kroatien kamen im August 1945.

Das Knielinger Lager, das eigentlich für „Displaced Persons“ eingerichtet worden war, beherbergte Anfang September 1945 2.229 deutsche Flüchtlinge. Weil ab Oktober 1945 neue Massentransporte angekündigt waren, stimmte die Militärverwaltung der Nutzung der nahe der Stadtmitte gelegenen Artillerie-Kaserne als Durchgangslager zu. Die ehemaligen polnischen Zwangsarbeiter wurden von dort in die nördlich gelegene Mackensen-Kaserne umquartiert. Die umgebaute Artillerie-Kaserne diente ab November als zentrales Flüchtlingsauffang- und durchgangslager für ganz Mittelbaden mit 2.500 Plätzen. Allein bis Ende 1947 wurden nach Aussagen des damals zuständigen Referenten für Flüchtlingswesen der Stadt 42.000 Menschen durch das Lager geschleust (M. Koch/S. Liebig 2010, 62). Der massivste Zugang fand zwischen Februar und November 1946 statt, als 24 Transporte mit 20.580 Menschen in die Stadt kamen.

Zum 1.November 1945 hatte die Stadt Karlsruhe selbst bereits 11.058 Flüchtlinge aufgenommen. Im noch stärker zerstörten Mannheim waren es 3.353. Mit den nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1960 etwa 65.000 aufgenommenen Flüchtlingen und Vertriebenen – einschließlich der „Zonenflüchtlinge“ aus der damaligen DDR – gehörte bald jede und jeder Vierte in Karlsruhe zu dieser Personengruppe. Die Integration dieser Menschen ist in Karlsruhe, und das gilt für viele andere Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg und in ganz Deutschland in ganz ähnlicher Art und Weise, eine wohl beispiellose Leistung, auch wenn sie nicht so rasch und so reibungslos vonstatten ging, wie es die offizielle Politik oftmals darstellte.

Waiblingen und der heutige Rems-Murr-Kreis

Waiblingen und der heutige Rems-Murr-Kreis

Ein kurzer Blick auf Waiblingen und den heutigen Rems-Murr-Kreis verdeutlicht die Situation in den anderen Landesteilen. Die Stadt Waiblingen, östlich von Stuttgart gelegen, zählte 1939 noch 10.825 Einwohner. Die Zahl war bis 1960 – lange vor der Gemeindereform der 1970er-Jahre – auf 22.440 Menschen angestiegen. Ähnliches gilt, mit jeweils etwa einer Verdoppelung der Einwohnerzahlen, auch für die Städte Fellbach, Schorndorf, Welzheim, Winnenden und Backnang – alle im heutigen Rems-Murr-Kreis gelegen.


Die Zahl der Flüchtlinge – nach Herkunft – im Altkreis Waiblingen, an den Beispielen der Städte Fellbach, Waiblingen, Schorndorf und Winnenden betrug mit Stand 1. Juni 1948:

Verteilung der Vertriebenen nach Ländern: 1950/61, (Beer, 2011)

 FellbachWaiblingenSchorndorfWinnenden
Sudetendeutsche111717951217835
Ungarndeutsche76387592363
Jugoslawiendeutsche7521042274
Rumäniendeutsche48608528
deutsche Ostgebiete757525583244
sonstige6150495
gesamt2134302725682749

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Flüchtlinge, Neubürger, Heimatvertriebene

Beim Thema „Flucht und Vertreibung“ ist Sprache von große Bedeutung, denn Worte können Wertschätzung oder Herabsetzung suggerieren.

Begriffe und Zahlen als Schlüssel zum Verständnis

Flüchtlinge, Vertriebene, Heimatvertriebene, Neubürger, das waren nach dem Zweiten Weltkrieg häufig synonym verwendete Begriffe für die Menschen, die zwangsweise ihre Heimat verlassen hatten. Mit Begriffen wurde Politik gemacht und gewertet: Wer von „Ostflüchtlingen“ redete, wollte oftmals die Betroffenen herabsetzen. Von Amts wegen wurden die Flüchtlinge und Vertriebene „Neubürger“ genannt. Damit wurde unter anderem auch betont, dass sie die gleichen Rechte hatten wie die „Altbürger“. In der DDR wurden sie beschönigend „Umsiedler“ genannt, weil man damit – im Einklang mit dem „großen Bruder“ Sowjetunion – kaschieren wollte, dass es gewaltsam Vertriebene aus dem kommunistischen Machtbereich waren. Die Vertriebenen selbst nannten sich „Heimatvertriebene“, um sich vom rasch zum Schimpfwort avancierten Begriff „Flüchtlinge“ abzugrenzen und um mit dem emotional besetzten Wort „Heimat“ ihr Schicksal zu unterstreichen.

Viele Vertriebene lebten zunächst in rasch eingerichteten Notwohnungen, ausrangierten Eisenbahnwaggons, Fabrikhallen, in Kellern oder in Notunterkünften mit lediglich einer Dachpappe über dem Kopf. Neben den drei großen Durchgangslagern in Weinsberg, Ludwigsburg und Ulm gab es noch im Jahr 1953 weitere 110 Lager im Südwesten. Noch Ende des Jahres 1954 lebten im Land rund 128.000 Menschen in solchen provisorischen Behausungen, für die der Volksmund rasch die abwertenden Bezeichnungen „Kleinkorea“, „Nissensiedlungen“ oder „Batschkahütten“ fand.

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Nachkriegszeit: Wichtigste Ereignisse seit 1945

Die Massenvertreibungen von Deutschen hatten ihren Ursprung in den seit dem Ersten Weltkrieg „gewachsenen“ Ideologien des ethnisch reinen Nationalstaats. Die Gräueltaten der Nationalsozialisten waren nicht alleiniger Auslöser, aber doch Verstärker dieser von Emotion und Hass geprägten Tendenzen. Der im März 1938 erfolgte „Anschluss“ Österreichs und im Oktober desselben Jahres die „Angliederung“ der seit 1919 zur Tschechoslowakischen Republik gehörenden sudetendeutschen Gebiete bildeten wichtige Motive. Die Besetzung des verbliebenen tschechischen Reststaats März 1939 durch die Deutschen und der am 1. September 1939 erfolgte Überfall auf Polen mit der faktischen Auflösung und Aufteilung des damaligen polnischen Staatsgebiets trug zur weiteren Frontstellung bei.

Mit der bedingungslosen Kapitulation der Deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 und der vollständigen Besetzung des Reichsgebiets durch die Siegermächte begann auch die massenhafte Flucht und Vertreibung der Deutschen. Das jahrhundertelang währende Zusammenleben von Deutschen und anderen Nationen in vielen Ländern Ost- und Südosteuropas wurde abrupt beendet.

Schon im Sommer 1944 setzte – mit dem Umschwenken des bisherigen deutschen Verbündeten Rumänien auf die Seiten der Alliierten – eine erste Welle von Flucht und Evakuierung der Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben ein. Dasselbe wiederholte sich mit dem Heranrücken der russischen Armee in Ostpreußen ab Herbst 1944. Die nach dem Waffenstillstand zeitweilig in ihre ostpreußischen, ostpommerschen oder schlesischen Heimatorte zurückgekehrten Deutschen unterlagen ab März 1945 der Verwaltung polnischer Behörden. Dort, aber zunächst vor allem in den südlich gelegenen sudetendeutschen Gebieten der Tschoslowakei, begannen schon im Mai 1945 sogenannte „wilde Vertreibungen“.

 

 

Auch in den ostdeutschen Gebieten waren solche Vertreibungen längst im Gange, als im Juni 1945 in Potsdam die Konferenz der alliierten Siegermächte begann. Planmäßige Massenvertreibungen der Deutschen gab es in diesen Wochen im polnischen und tschechoslowakischen Machtbereich, aber bald schon auch in Ungarn. In den Ostprovinzen und im Sudetenland führte das zur fast vollständigen Vertreibung.

Für Millionen von Deutschen aus Ost- und Südosteuropa begann nun eine Zeit von Heimatlosigkeit. Für die Phase von 1945 bis etwa 1950 wird die Zahl der Umgesiedelten, Geflohenen, Ausgewiesenen und Vertriebenen in Europa auf weit über 20 Millionen Menschen geschätzt. Deutlich mehr als die Hälfte davon waren Deutsche.

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Regionale Unterschiede im Südwesten

Südwestdeutschland wurde bei Kriegsende von amerikanischen und französischen Truppen besetzt. Die vorwiegend von logistischen Überlegungen bestimmte Grenze zwischen den beiden Besatzungszonen verlief südlich der Autobahn von Karlsruhe nach Ulm. Nord-Württemberg und Nord-Baden gehörten zur amerikanischen Zone und wurden im September 1945 zum Land Württemberg-Baden zusammengefasst. Südbaden, Südwürttemberg und Hohenzollern wurden der französischen Zone zugeschlagen, auf deren Gebiet im Herbst 1946 zwei Länder entstanden: (Süd-)Baden und Württemberg-Hohenzollern.

Die einzelnen Regionen waren von Krieg und Luftangriffen unterschiedlich betroffen. Große Schäden wiesen die Verkehrswege und viele Städte auf. Auf Straßen und Schienenwegen spielten sich in den Nachkriegsmonaten lange Zeit „Massenwanderungen“ ab. Zu den „Displaced Persons“, zu Ausgebombten und Evakuierten sowie zu Kriegsheimkehrern kamen die Flüchtlinge und Vertriebenen hinzu. Württemberg-Baden hatte entsprechend den amerikanischen Vorgaben innerhalb von nur zwei Jahren 800.000 von ihnen aufzunehmen. Die französische Besatzungsmacht weigerte sich zunächst, Flüchtlinge und Vertriebene aufzunehmen. Weil die Franzosen an der Potsdamer Konferenz nicht teilgenommen hatten, fühlten sie sich auch nicht an die dort getroffenen Abmachungen gebunden. Erst im Rahmen des Länder?üchtlingsausgleichs der jungen Bundesrepublik 1949/50 kamen nun auch Vertriebene in die südlichen Teile des heutigen Landes Baden-Württemberg.

Nach Württemberg-Baden kamen – zunächst – vor allem Sudetendeutsche und Ungarndeutsche. Dies war vor allem den vergleichsweise kurzen Transportwegen geschuldet. In den Landkreisen in Württemberg-Baden betrug der Anteil der Vertriebenen an der Gesamtbevölkerung im Schnitt 18 Prozent. In den stärker landwirtschaftlich geprägten und weniger kriegszerstörten Landkreisen wie Buchen, Mosbach, Sinsheim oder Tauberbischofsheim waren es rund 23 Prozent. In einzelnen Gebieten reichte der Anteil der „Neubürger“ auch an die Dreißigprozentmarke heran.

In die französische Zone kamen dann ab 1949 vor allem Vertriebene aus Ostpreußen, Pommern, Brandenburg oder Schlesien. In Württemberg-Baden war der Anteil der Katholiken unter den Vertriebenen vergleichsweise hoch, in der französischen Zone der der Evangelischen. Rund ein Drittel der mehr als eine Million zählenden Vertriebenen in Südwestdeutschland, so das Ergebnis der Volkszählung von 1950, war aus der ehemaligen Tschechoslowakei gekommen, gut ein Viertel aus dem heutigen Polen. Sie waren überwiegend katholisch und vor allem jung: Von 1.000 Vertriebenen waren 718 jünger als vierzig Jahre. Frauen und ledige Personen stellten die Mehrheit. Zwei Drittel der Zwangsmigranten waren Katholiken, die die neue Heimat oft als Diaspora empfanden. Im überwiegend protestantischen Nordwürttemberg haben sie die konfessionellen Verhältnisse durcheinandergewirbelt wie zuletzt der Dreißigjährige Krieg. Zwischen 1949 und 1974 wurden allein in der Diözese Rottenburg rund 450 neue katholische Kirchen gebaut. Für viele der Vertriebenen waren die oft in Eigeninitiative erbauten Gotteshäuser wichtige Symbole für das „Ankommen“ in der neuen Heimat.

Bis 1961 stieg die Zahl der Flüchtlinge auf rund 1,6 Millionen Menschen an, darunter auch die vor dem Mauerbau bis 1961 aus der DDR geflohenen Menschen. Damit lag der Vertriebenenanteil in Baden-Württemberg insgesamt bei annähernd 21 Prozent. In Nordwürttemberg lag er bei rund 26 Prozent der Bevölkerung, in Nordbaden bei rund 21 Prozent, in Südbaden bei 15 Prozent und in Württemberg-Hohenzollern bei 17 Prozent.

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Lager und Siedlungen

Was die Schlotwiese in Stuttgart-Zuffenhausen und der nach dem Krieg neu entstandene Stadtteil Rot, das sind im Odenwald das Dorf Hettingen oder nördlich von Karlsruhe der Bad Schönborner Ortsteil Langenbrücken. Auch in Baden-Württemberg ballten sich Flüchtlinge und Vertriebene in gemeinsamen, oftmals neu und in Eigenregie erbauten Siedlungen. Komplett neue Städte, die nach 1945 von Vertriebenen gegründet wurden, gibt es jedoch im Südwesten nicht. Anders etwa in Bayern: Dort erinnern Namen neu entstandener Gemeinden wie Neugablonz (ein Stadtteil von Kaufbeuren), Neutraubling (östlich von Regensburg), Traunreut (am Chiemsee) oder das oberbayerische Waldkraiburg bis heute an die Folgen von Flucht und Vertreibung. Diese Städte würde es ohne die ZUwanderung der deutschen Vertriebenen nach 1945 ebenso wenig geben wie Espelkamp in Nordrhein-Westfalen oder Trutzhain in Hessen.

 

  • Schlotwiese

    Das über Jahre hin vermutlich größte dauerhaft angelegte Lager für Flüchtlinge und Vertriebene entstand im Südwesten auf der Schlotwiese am südlichen Ortsrand des Stuttgarter Stadtteils Zuffenhausen. Heute ist davon nichts mehr zu sehen: Geprägt ist das Naherholungsgebiet von dem weitläufigen Stadtpark, einem Ferienwaldheim und im Sommer vom Freibad Zuffenhausen.

    In dem Flüchtlingslager Schlotwiese waren nach 1945 bis zu 1.500 Donauschwaben untergebracht. Zeitzeugen, wie ein früherer Bezirksvorsteher von Zuffenhausen, sprechen von „entsetzlichen Zuständen“ (Stuttgarter Zeitung, 13.11.2015). Zuvor hatten in den Baracken aus ihrer Heimat verschleppte russische Zwangsarbeiter hausen müssen. In den Kriegsjahren diente es zudem zeitweise als Barackenlager für Kriegsgefangene. Insgesamt 20.000 sowjetische Staatsbürger waren während des Krieges in Stuttgart untergebracht, 13.000 davon allein in Zuffenhausen. Als diese ihre Unterkünfte verließen, galten diese Baracken als „abgewohnt“. Dann kamen die deutschen Vertriebenen dorthin. Vor dem Krieg lebten in Zuffenhausen 17.000 Menschen, direkt nach dem Krieg waren es 26.000, rund zwanzig Prozent davon waren Flüchtlinge und Evakuierte.

    Nur wenige hundert Meter nordöstlich des alten Ortskerns von Zuffenhausen gab es bald schon erste Siedlungsaktivitäten in dem später neu entstandenen Stadtteil Rot. Noch im Flüchtlingslager Schlotwiese – in der „Tanz- und Versammlunghalle“ des Lagers – bereitete ein Gründungausschuss die Bildung einer Baugenossenschaft vor. Erster Vorsitzender des Aufsichtsrats wurde Bischof Franz Hein, 1901 geboren in Kleinidjos (ungarisch Kishegyes) in der serbischen Batschka. Sein Stellvertreter war der später bundesweit bekannte Herbert Czaja. Das war im November 1948. Mit den vom Finanzministerium des Landes Württemberg-Baden im Wege des Erbbaurechts überlassenen Grundstücken und Hilfen der Stadt Stuttgart war es möglich, am 1. Dezember 1949 die ersten 18 Wohnungen am Rotweg 58-62 zu beziehen. 1950 zählte man bereits 158 Mietwohnungen. Die intensivste Bautätigkeit der Genossenschaft war zwischen 1951 und 1956.

  • „Baugenossenschaft Neues Heim“

    Die als „Baugenossenschaft Neues Heim“ firmierende Unternehmung zählte 1956 insgesamt 1.000 Wohnungen. Im Geschäftsbericht zum Ende des Jahres 2016 bilanzierte sie Grundstücke und Sachanlagen mit Wohnbauten im Wert von 69,5 Millionen Euro, 23 vollbeschäftigte Mitarbeiter und 2.043 Genossenschaftsmitglieder.

    Noch in den Baracken der Schlotwiese, im Spätjahr 1945, war der Sportverein „FC Batschka“ gegründet worden. Der Vereinsname war die Anehnung an die Herkunftsregion der meisten dort untergebrachten Vertriebenen, die ungarisch-serbische Batschka. 1947 errang die Flüchtlingsmannschaft den Meistertitel in der B-Klasse, Heimspiele fanden auf dem Platz des FV Zuffenhausen statt. 1954/55 erfolgte der Aufstieg in die A-Klasse. Mit dem schrittweisen Umzug der meisten Bewohner des Lagers Schlotwiese – 1967 erst verließen die letzten Bewohner das einstige Massenlager – verlagerte sich der Schwerpunkt des Vereins in den neuen Stadtteil Rot. Als Zeichen des „Angekommenseins“ entschieden sich die Vereinsmitglieder 1956, den Fußballclub in „S.V. Rot 1945 e. V.“ umzubenennen. 1970 feierte der Verein sein 25-jähriges Bestehen mit dem Motto „Vom Flüchtlingsclub zum Großverein“. Der bekannteste Zögling des Vereins hieß Hansi Müller, der später beim VfB und in der Nationalmannschaft brillierte. Der 1957 geborene und in Rot aufgewachsene Fußballer begann seine Karriere beim SV Rot im Stuttgarter Norden.

  • Hettingen

    Das Dorf Hettingen ist eine ehemals selbständige Gemeinde im Odenwald und heute ein Stadtteil von Buchen im Neckar-Odenwald-Kreis. Bei Dreharbeiten für einen Dokumentarfilm im Mai 1949 kam Hettingen zu einer gewissen überregionalen Bekanntheit. Der entstandene Film, gedreht von einer Münchner Filmproduktion, sollte die oftmals feindseligen Reaktionen der einhemischen Bevölkerung auf Vertriebene der hier vorbildlichen Aufnahme der Zugewiesenen gegenüberstellen. Der Film dokumentierte dabei die Hilfsbereitschaft der Hettinger (heute ein Ortsteil mit rund 2.500 Einwohnern) bei der Aufnahme der Vertriebenen als auch den Bau einer neuen Siedlung. Initiator der Hilfsaktionen und des Siedlungsbaus war der im badischen Ettlingen geborene Pfarrer Heinrich Magnani, der selbst italienische Wurzeln hatte.
    Für die Lösung von Alltagskonflikten bei der Einquartierung von Flüchtlingen sah Magnani den Wohnungsbau. Er hatte bereits 1945 die Notgemeinschaft Hettingen gegründet. Mit Unterstützung des in Berlin und Karlsruhe tätigen Architekten Egon Eiermann kam es zu Entwürfen für eine neue Siedlung. Insgesamt entstanden zwischen Frühjahr 1946 und 1947 erste zwanzig ein- und zweigeschossige Doppelhäuser. Eiermann nahm dabei Anleihen bei der schlichten Bauweise des Bauhaus-Stils.

    DasAnrecht auf ein Haus erwarben Vertriebene, indem sie sich mit 1.500 Tagewerksstunden beim Bau der Siedlung engagierten. Einheimische musste 3.000 Stunden arbeiten. Es gab Zuschüsse und verbilligte Kredite der Landeskreditanstalt in Karlsruhe. Der Film „Antwort des Herzens“ schildert vor allem die Aufbruchstimmung und die Solidarität vor Ort, er verschwieg aber auch manche Probleme. Aus der Notgemeinschaft entstand Ende 1946 die Gemeinnützige Baugenossenschaft „Neue Heimat“. In ihr engagierte sich auch der spätere langjährige CDU-Bundestagsabgeordnete und Mosbacher Oberbürgermeister Fritz Baier.

    Dabei galt und gilt die Hettinger Initiative bis heute als Musterbeispiel für den Siedlungsbau in der Nachkriegszeit. Aus ganz Deutschland reisten Journalisten, Politiker und Kirchenvertreter zu Besichtigungen in den Odenwald. Die „Neue Heimat“ wurde zum Vorbild für rund 25 weitere Baugenossenschaft vergleichbarer Art in der Erzdiözese Freiburg, die heute alle unter dem einheitlichen Namen „Familienheim e. G.“ firmieren – ob in Buchen, Bruchsal, Baden-Baden, Karlsruhe oder Freiburg, Hausach oder Donaueschingen, vereint im Katholischen Siedlungswerk Baden e. V. Auch die „Familienheim e. G.“ steht exemplarisch für diese Zeit des Aufbaus.

  • Die „Flüwo Bauen Wohnen eG“

    Als vergleichbares Pendant in Württemberg – das zugleich auch „Ableger“ in Baden hat – kann die im August 1948 gegründete „Flüwo Bauen Wohnen eG“ gelten, eine Wohnungsbaugenossenschaft mit Hauptsitz in Stuttgart-Degerloch, die unter dem Namen „Gemeinnützige Flüchtlings-Wohnungsbaugenossenschaft Stuttgart eGmbH“ von einem Heimatvertriebenem begründet wurde. Auch die „Flüwo“ sollte eine Antwort auf die insbesondere unter den Vertriebenen bestehende Wohnungsknappheit nach dem Zweiten Weltkrieg sein.

    Mit rund 9.400 Mietwohnungen und über 10.000 Mitgliedern in dreißig Städten und Gemeinden in Baden-Württemberg sowie im Raum Dresden zählt die „Flüwo“ heute zu den größten Baugenossenschaften im süddeutschen Raum. Gründungsgedanke war es, möglichst vielen Menschen nach dem Krieg ein neues Zuhause zu geben. Bereits 1958 verfügte die „Flüwo“ über Wohnraum für gut 6.000 Familien. Vergleichbar der „Flüwo“ ist auch das „Siedlungswerk GmbH Wohnungs- und Städtebau“ mit den Gesellschaftern Bistum Rottenburg-Stuttgart und andere (Anteile 75 %) sowie der Landesbank Baden-Württemberg (Anteile 25 %).

  • Remstal

    Auch der Stuttgarter Stadtteil Büsnau im Stadtteil Vaihingen, in dem seit den 1930er-Jahren erste Familien am „Büsnauer Wald“ siedelten, ist von Flüchtlingen und Vertriebenen geprägt. In den Nachkriegsjahren folgten zahlreiche Vertriebene aus Ostpreußen, Pommern, Schlesien und Rumänien. In Büsnau mussten sie erst einmal zusammenfinden. 1957 wurde die „Versöhnungskirche“ gebaut – der Name trifft die Zeitumstände recht gut.

    In Winnenden (Rems-Murr-Kreis) steht auf der Anhöhe am oberen Stöckach, oberhalb des Ortes ein sogenanntes „Ostlandmahnmal“: Zehn Wappen ehemaliger Heimatgebiete sollen eine „Brücke zur Heimat“ bilden. Errichtet wurde es zum „Tag der Heimat“ 1965.

    Nicht weit entfernt, im Remshaldener Ortsteil Geradstetten, sind es sechs solcher Wappen, die an einer neu entstandenen Kirchenwand prangen. Im benachbarten Winterbach steht auf einer Anhöhe ein sogenanntes „Ostlandkreuz“ – so wie in Schwäbisch Gmünd auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof. Hier wird auch den Verbindungen in das einstige mährische Zentrum Brünn (tschechisch: Brno) gedacht, mit dem Brünner Gedenkbrunnen, einer Parkanlage in der Stadtmitte (mit dem Bildstock „Weiße Marterl von Brünn“) sowie mit den Gedenktafeln im Heilig-Kreuz-Münster und am Kulturhaus „Prediger“.

  • Oberzell

    In dem Dorf Oberzell, einem Stadtteil der eingemeindeten Ortschaft Taldorf im Süden der oberschwäbischen Stadt Ravensburg, stammen nach Aussagen von Bewohnern und schriftlichen Belegen etwa 600 bis 700 Personen der heute rund 2.000 Einwohner direkt von den nach dem Krieg dort angesiedelten Flüchtlingen ab. Die hatten sich dort auch deshalb niedergelassen, weil am Ortsrand ein Haltepunkt der Südbahn bestand, was ihnen die Fahrt zu den benachbarten Arbeitsorten in Ravensburg, Weingarten oder Friedrichshafen erleichterte.

    Den ersten – jenseits der bereits bestehenden bäuerlichen Anwesen – Siedlungshäusern mit 26 Gebäuden der „NS-Heimstätten“ der Jahre 1937 bis 1939 folgte nach dem Zweiten Weltkrieg ein rasanter Bevölkerungszuwachs. Das Baugebiet „Schmalzgrube“ entstand mit überwiegend eingeschossigem Wohnbau. Der Teilort Oberzell wurde vollständig „zur Siedlung“. Später kamen die Baugebiete „Leim“ und der Bereich „Reute/Stockwiesen“ hinzu.

    Mit einer 1999 gestarteten „Erzählwerkstatt“ wurde von Ehrenamtlichen in Oberzell in mehr als 25 langen Interviews mit noch lebenden Betroffenen und Nachkommen die Erinnerung an Flucht und Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg wachgehalten und gleichzeitig dokumentiert. Zwei Beispiele zeigen auf, wie sich die Menschen am Ort integriert haben: Der langjährige Vorsitzende des Sportvereins Oberzell kam 1950 – als damals 15-Jähriger – aus dem heute polnischen Warthegau. Ein ehemaliger Sängerknabe im Dresdner Kreuzchor, aufgewachsen in Arnsdorf (Sudetenland) kam 1946 über den Umweg Wernigerorde/Harz nach Oberzell. Er gründete mit 14 anderen Berufsmusikern und Solisten bald ein Orchester im nahe gelegenen Lindau. Der Musiker wurde 1949 Dirigent des Musikvereins Oberzell und blieb es fast zwanzig Jahre lang.

  • Waldstadt

    Die Karlsruher Waldstadt ist noch heute ein besonderer Stadtteil. Die Zeit der Notsiedlungen war in der zweiten Hälfte der 1950er-Jahre in vielen Städten und Gemeinden vorbei. Die Wohnungsnot endete damit jedoch nicht. Die Stadt Karlsruhe nahm in den ersten Nachkriegsjahren jedes Jahr 3.000 und mehr Menschen neu auf, die Wohnung und Arbeit suchten. Im Januar 1955 präsentierte der damalige Oberbürgermeister Günther Klotz (SPD) seinen Plan, das Waldgebiet im Nordosten der Stadt für eine neue Trabantenstadt zu erschließen. Es war gedacht für Menschen unterschiedlicher Herkunft, darunter auch Flüchtlinge und Vertriebene – aber nicht nur.


    Die Siedlung, die ursprünglich für über 20.000 Menschen gedacht war, sollte auch Mitarbeiter des Forschungszentrums und des Bundesverfassungsgerichts beherbergen. Im Oktober 1958 zogen die ersten Bewohner in die neuen Wohnblöcke und Reihenhäuser. Um an den Verlust der Städte zu erinnern, die Deutschland durch den Zweiten Weltkrieg verloren hatte, entschied der Gemeinderat im November 1957, die Straßen in der Waldstadt nach ostdeutschen Städten zu benennen. Heute, so sagen Einheimische, sei fast vergessen, in welchen Häusern „Ur-Karlsruher“ und in welchen Vertriebene und ihre Nachkommen wohnten. Nur noch die Straßennamen erinnern an die Geschichte. Die Einwohnerzahl pendelt sich inzwischen bei rund 12.500 Menschen ein.

  • Langenbrücken

    Eine Besonderheit in Baden-Württemberg bildet bis heute auch der Bad Schönborner Ortsteil Langenbrücken im nördlichen Landkreis Karlsruhe. Dort siedelten sich nach dem Zweiten Weltkrieg rund 900 Einwohner des Heimatdorfes Parabutsch (aus der Batschka im ehemaligen Serbien) als Heimatvertriebene an. Wie im Stuttgarter Stadtteil Rot waren es fast nur Donauschwaben. Es sei ein Geschenk, dass nach dem Schrecken dieses Krieges „Heimatvertriebene hier gute Aufnahme fanden und gut in das wirtschaftliche und soziale Leben integriert wurden“, schrieb der Bürgermeister des Kurorts 2014 in einem Grußwort. Aber der Schrecken der Vertreibung und der Verlust der Heimat „bleibe über Generationen in den Köpfen und Herzen der Menschen lebendig“.

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Erfolgreiche Integration

In vielerlei Hinsicht lässt sich die Integration der Flüchtlinge und Vertriebenen in der Bundesrepublik und in Baden-Württemberg als Erfolgsgeschichte lesen.

Erstens hatten sie in aller Regel die deutsche Staatsbürgerschaft und sprachen deutsch, was die Abwehrreaktion der Alteingesessenen zumindest gedämpft haben dürfte. Zudem hatten sie trotz oft anderslautender politischer Beteuerung angesichts der Verhärtung der Blockkonfrontation keine realistische Rückkehrperspektive. Ihren Integrationswillen hat dieser Sachverhalt sicherlich gestärkt.

Zweitens waren die Vertriebenen eine sozial recht inhomogene Gruppe, die vor allem in der Anfangsphase dem für viele Zuwanderergruppen typischen Unterschichtungsphänomen ausgesetzt war und oft statusniedrigere beru?iche Positionen einnehmen musste. Mit dem einsetzenden „Wirtschaftswunder“ fanden sie aber rasch Anschluss an die einheimische Mittelschicht der deutschen Nachkriegsgesellschaft, vor allem wenn sie im öffentlichen Dienst beschäftigt waren. Echte Aufstiegsmöglichkeiten gab es für die „Neubürger“ vor allem, als die „Gastarbeiter“ mit ihrer „doppelten Unterprivilegierung“ – fremde und billige Arbeitskräfte zugleich – kamen und oftmals die sozial niedrigen Arbeitsmarktpositionen einnahmen. Nun profitierten auch viele deutsche Flüchtlinge und Vertriebenen von dem einsetzenden sozialen Fahrstuhleffekt.

Drittens schließlich hatten die Vertriebenen mit der deutschen Staatsangehörigkeit auch das Wahlrecht. Sie waren, nachdem ein anfängliches politisches Vereinigungsverbot der Besatzungsmächte 1948/49 aufgehoben worden war, eine ernstzunehmende Klientel für die Parteien. Mit ihren Verbänden waren sie zudem eine für alle politischen Kräfte zu berücksichtigende Pressuregroup. Bis Ende der 1950er-Jahre hatten die Vertriebenen schließlich mit dem 1950 gegründeten „Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten“ (BHE) eine eigene politische Partei, die sich allerdings am äußersten rechten Rand des politischen Spektrums bewegte. Aber beide großen Volksparteien, CDU/CSU und SPD, kümmerten sich intensiv um die Belange der Vertriebenen. Sie fuhren dabei zweigleisig: Auf der einen Seite half man den Vertriebenen materiell auf die Beine, auf der anderen Seite schürte man lange Jahre ihre Illusion einer „Rückkehr in die Heimat“. Noch 1963 rief Willy Brandt, damals stellvertretender SPD-Vorsitzender, auf einem Schlesiertreffen: „Verzicht ist Verrat!“. Zwar schien es so, als wäre die CDU geradezu naturwüchsig zur Fürsprecherin der Vertriebenen geworden, aber sie gehörten lange auch zur klassischen Klientel der SPD, bis dieses Verhältnis mit der „Neuen Ostpolitik“ Ende der 1960er-Jahre einen tiefen Riss erfuhr und Willy Brandt geradezu zur Hassfigur stilisiert wurde.

Generell passte die Aufstiegs- und Leistungsorientierung der Flüchtlinge und Vertriebenen in die Wirtschaftswundermentalität der Nachkriegszeit. Mit viel Fleiß und Ehrgeiz versuchten die „Neubürger“, ihren alten sozialen Status wieder zu erlangen. In der Landwirtschaft misslang dies weitgehend, schon weil es in der Bundesrepublik zu keiner durchgreifenden Bodenreform gekommen war. Nicht wenige der Vertriebenen, die ja oft einen landwirtschaftlichen Hintergrund hatten, wanderten in die USA oder nach Kanada weiter. Bei den Beschäftigten in den beiden anderen Wirtschaftssektoren war der Prozess der sozialen Angleichung erfolgreicher.

Die rege Bautätigkeit, die nach der Währungsreform vom Sommer 1948 einsetzte und mit dem heftig umstrittenen Lastenausgleichsgesetz von 1952 (der Slogan der Gegner lautete „Lasst den Ausgleich!“), der größten Wirtschafts- und Finanztransaktion in der deutschen Geschichte vor der deutschen Wiedervereinigung, angeregt wurde, war symptomatisch. Nachdem Millionen von Vertriebenen aus Krieg und Diktatur oft nur einen Koffer und ein Bündel Hausrat gerettet hatten, war das Eigenheim für sie soziales Leitbild und Symbol für Ankommen und Neubeginn in der westdeutschen Nachkriegsgesellschaft. Jenseits der rein ökonomischen Aspekte hatte der Lastenausgleich aber vor allem politisch-symbolische Bedeutung, weil ihm das Bekenntnis zur Solidarität mit den Geschädigten zugrunde lag. Er wirkte damit integrativ und sozial befriedend. Aber er hatte auch gezeigt, dass die Vertriebenen ihre Positionen systemkonform artikulieren konnten und in der Politik Gehör fanden. Damit wurde auch ein Beitrag geleistet, um ihre von vielen befürchtete Radikalisierung zu verhindern. Kein Zweifel: Der Lastenausgleich stärkte das Zusammengehörigkeitsgefühl in der bundesdeutschen Nachkriegsgesellschaft.  Dennoch ist der lange gep?egte „Mythos der schnellen Integration“ auch zu hinterfragen. Der Begriff war politisch motiviert, um die Wunde der Vertreibung zu schließen. Die „Meistererzählung“ des „Eingliederungswunders“ passte hervorragend in die Erfolgsgeschichte der jungen Wirtschaftswunderrepublik, die damit zeigen wollte, wie schnell sie in der Lage war, eine so große Belastung zu bewältigen. Es ging aber auch um aktive Erinnerungspolitik: Die Flüchtlinge und Vertriebenen wurden im Übergang von der Zusammenbruchs- zur Wirtschaftswundergesellschaft als fremder Teil der Konkursmasse des „Dritten Reiches“ gesehen.

Die Geschichte der Zwangszuwanderungen nach 1945 belegt aber auch, dass Integrationsprozesse – selbst wenn die Zugewanderten der deutschen Sprache mächtig sind – Zeit brauchen. Vor allem durch die konfessionellen Unterschiede zwischen „Neubürgern“ und eingesessener Bevölkerung entstanden zahlreiche kulturelle Kon?ikte und Stigmatisierungen, die nur langsam abgeschliffen werden konnten. Gerade die Verbindung mit Einheimischen durch Heirat blieb die Ausnahme. Besonders im ländlichen Raum galt es noch lange Zeit als geradezu skandalös, wenn ein „Flüchtlingskind“ ins Dorf „einheiratete“. Erste wirklich wahrnehmbare Integrationsansätze beim Heiratsverhalten sind erst in den späten 1960er-Jahren auszumachen.

Weitere Integrationsbarrieren kamen hinzu: Zwar gelang den Flüchtlingen und Vertriebenen recht rasch die Teilhabe am expandierenden Konsumgütermarkt, noch lange aber bestanden deutliche Unterschiede bei der Vermögenssubstanz. So dauerte es trotz Lastenausgleich und anderer umfangreicher sozialpolitischer Maßnahmen lange, bis die Vertriebenen beispielsweise die Wohneigentümerquote der „Altbürger“ erreichten. Kurzum: Auch der deutsche Südwesten war keinesfalls das „Musterländle“ der Integration. Aber trotz aller Schwierigkeiten, Vorbehalte und zeitweiliger Integrationsde?zite ist die Eingliederung der Flüchtlinge und Vertriebenen gemessen an den Faktoren, anhand derer wir heute auch die Integration von nichtdeutschen Migranten bewerten, gut und erfolgreich gelungen – wenn auch nicht so rasch und reibungslos, wie vielfach konstatiert wurde.

 

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Institutionen

Diese Auswahl an Einrichtungen und Organisationen zum Thema „Flucht und Vertreibung“ gibt es in Baden-Württemberg:

Institutionen

„Haus der Heimat“

Das „Haus der Heimat“ in Stuttgart ist eine Kultureinrichtung des Landes Baden-Württemberg. Es dient im Sinne des Bundesvertriebenengesetzes der Pflege und Weiterentwicklung des deutschen Kulturguts der ehemaligen deutschen Ost- und Siedlungsgebiete und ist eine zentrale Begegnungsstätte des Landes für alle Bevölkerungskreise, besonders für Vertriebene, Flüchtlinge und Spätaussiedler.
Das „Haus der Heimat“ zeigt Ausstellungen und veranstaltet Lesungen, Konzerte und Vortragsreihen zu Geschichte, Kultur und Landeskunde. Seine Bibliothek mit etwa 20.000 Medieneinheiten ist der Öffentlichkeit zugänglich und an die Fernleihe angeschlossen.
www.hdhbw.de

Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde

Das Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde in Tübingen hat die Aufgabe, auf der Grundlage des Bundesvertriebenengesetzes die Geschichte, Landeskunde und die Dialekte der Herkunftsgebiete der Vertriebenen und Spätaussiedler, die zeitgeschichtlichen Fragen von Flucht, Vertreibung und Spätaussiedlung sowie der Eingliederung wissenschaftlich zu erforschen und zu dokumentieren. Das Institut führt wissenschaftliche Tagungen durch und gibt Publikationen heraus.
www.idglbw.de/de

Institut für Volkskunde der Deutschen des östlichen Europa

Das Institut für Volkskunde der Deutschen des östlichen Europa in Freiburg erforscht, sammelt und dokumentiert das Kulturgut der Vertriebenen und Spätaussiedler. Die Untersuchungen richten sich auf Sammlungen von Volksliedern, Mundarten, Dokumenten, Büchern, Zeitschriften, Landkarten und Lichtbildern. Schwerpunktmäßig befasst sich das Institut mit mündlicher Überlieferung, Volkserzählung, Volkslied, Brauch und Sitte sowie mit Lebensberichten und Volksglauben. Die Forschungsergebnisse werden auf wissenschaftlichen Tagungen dargestellt.
www.ivdebw.de

Donauschwäbische Kulturstiftung des Landes Baden-Württemberg

Die Donauschwäbische Kulturstiftung des Landes Baden-Württemberg mit Sitz in
Stuttgart hat die Aufgabe, im zusammenwachsenden Europa die Pflege der deutschen Kultur in Ungarn, Rumänien und im ehemaligen Jugoslawien zu fördern und zu unterstützen. Dies gilt vor allem für die noch heute von Donauschwaben bewohnten Gebiete und die dort lebenden Donauschwaben.
www.dsksbw.de

Donauschwäbisches Zentralmuseum

Das Donauschwäbische Zentralmuseum zeigt seit Juli 2000 in einem Teil der Festungsanlage Obere Donaubastion in Ulm die Geschichte der aus den deutschen Ländern stammenden Siedler von ihrer Auswanderung nach Südosteuropa vor 250 Jahren bis in die Gegenwart. Über zwei Jahrhunderte haben die Donauschwaben Kultur und Wirtschaft in den neuen Siedlungsgebieten geprägt. Darüber und über die Länder Südosteuropas will das Museum informieren. Die Dauerausstellung zeigt das wechselvolle Leben der Donauschwaben. Tagungen und spezielle Angebote für Kinder und Jugendliche sowie Vorträge, Seminare und Workshops runden das Angebot ab.
www.dzm-museum.de/de/

Verbände und Landsmannschaften

Die Verbände der Vertriebenen und Spätaussiedler und ihre Einrichtungen (Bund der Vertriebenen – Landesverband Baden-Württemberg, Landsmannschaften und sonstige Organisationen der Vertriebenen und Spätaussiedler sowie Einrichtungen, die Kulturarbeit nach Maßgabe des § 96 des Bundesvertriebenengesetzes leisten) erhalten vom Land Zuschüsse zur Pflege des Kulturguts der historischen deutschen Reichs- und Siedlungsgebiete in Ostmittel- und Südosteuropa.

Links

Link zum Bund der Vertriebenen (BdV), Landesverband Baden-Württemberg, beim BdV Bundesverband

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Literatur/ Quellen

Beer, Mathias: Zünglein an der Waage bei der Abstimmung über den Südweststaat: Flüchtlinge und Vertriebene in Baden-Württemberg, in: Mathias Beer (Hrsg.): Baden-Württemberg – eine Zuwanderungsgeschichte, Stuttgart 2014, S. 69–99.

Beer, Mathias: Die Charta der deutschen Heimatvertriebenen. Erinnerung und Ereignis, in: Reinhold Weber/Peter Steinbach/Hans-Georg Wehling (Hrsg.): Baden-württembergische Erinnerungsorte, Stuttgart 2012, S. 510–523.

Beer, Mathias: Flucht und Vertreibung der Deutschen. Voraussetzungen, Verlauf, Folgen, München 2011

Beer, Mathias: Umsiedlung, Flucht und Vertreibung der Deutschen als internationales Problem. Zur Geschichte eines europäischen Irrwegs, Stuttgart 2009

Bendel, Rainer (Hrsg.): Wie Fremde zur Heimat wurde. Aspekte der Integration – aus dem Leben bekannter Persönlichkeiten, Stuttgart 2010

Burk, Henning (Hrsg.): Fremde Heimat. Das Schicksal der Vertriebenen nach 1945, Berlin 2011

Douglas, R. M.: Ordnungsgemäße Überführung. Die Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg, München 2012

Franzen, Erik K.: Die Vertriebenen. Hitlers letzte Opfer, München 2002.

Franzen, Erik K.: Migration als Kriegsfolge: Instrumente und Intentionen staatlicher Akteure nach 1945, in: Jochen Oltmer (Hrsg.): Handbuch Staat und Migration in Deutschland seit dem 17. Jahrhundert, Berlin 2016, S. 721–739.

Grosser, Thomas: Die Integration der Heimatvertriebenen in Württemberg-Baden (1945–1961), Stuttgart 2006

Hahn, Eva/Hahn, Hans Henning: Die Vertreibung im deutschen Erinnern. Legenden, Mythos, Geschichte, Paderborn 2010.

Haus der Geschichte Baden-Württemberg: Ihr und Wir. Integration der Heimatvertriebenen in Baden-Württemberg. Katalog zur Großen Landesausstellung 2010, Stuttgart 2009

Kittel, Manfred: Stiefkinder des Wirtschaftswunders? Die deutschen Ostvertriebenen und die Politik des Lastenausgleichs (1952–1975), Düsseldorf 2020.

Koch, Manfred/Liebig, Sabine (Hrsg.): Migration und Integration in Karlsruhe, Karlsruhe 2010

Kossert, Andreas: Kalte Heimat. Die Geschichte der deutschen Vertriebenen nach 1945, München 2008

Meier-Braun, Karl-Heinz/Weber, Reinhold: Ein Koffer voll Hoffnung. Das Einwanderungsland Baden-Württemberg, Tübingen 2019

Müller, Ulrich (Hrsg.): Verlorene Heimat – gewonnene Heimat. Die Vertriebenen in Schwäbisch Gmünd und im Ostalbkreis, 2. Aufl., Schwäbisch Gmünd 2016

Rössler, Helmut (Hrsg.): Auf zu neuen Ufern. Die deutschen Heimatvertriebenen im Altkreis Waiblingen. Aufnahme und Eingliederung, Berichte und Dokumente, Waiblingen 2002

Schwartz, Michael: Funktionäre mit Vergangenheit. Das Gründungspräsidium des Bundesverbandes der Vertriebenen und das „Dritte Reich“, München 2013.

Schwartz, Michael: Vertriebene und „Umsiedlerpolitik“. Integrationskonflikte in den deutschen Nachkriegsgesellschaften und die Assimilationsstrategien in der SBZ/DDR 1945–1961, München 2004

Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Vertriebene in Baden-Württemberg. Statistische Analysen 9/2004, Stuttgart 2004

Stickler, Matthias: „Ostdeutsch heißt Gesamtdeutsch“. Organisation, Selbstverständnis und heimatpolitische Zielsetzungen der deutschen Vertriebenenverbände 1949–1972, Düsseldorf 2004.

Weber, Reinhold: Menschen in Bewegung: Vom Auswanderungsland zum De-facto-Einwanderungsland, in: Peter Steinbach/Reinhold Weber (Hrsg.): Wege in die Moderne. Eine Vorgeschichte der Gegenwart im deutschen Südwesten, Stuttgart 2014, S. 257–291

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