Dialekte in Baden-Württemberg

Baden-Württemberg ist ein multikulturelles Land, in dem Menschen aus rund 200 Staaten der Erde zusammenleben. Entsprechend vielfältig und reich ist auch die Kultur des Landes. Aber nicht nur die jeweilige Muttersprache der Zuwanderer, sondern vor allem auch die unterschiedlichen einheimischen Dialekte, in denen die Bewohner im „Ländle“ parlieren, bescheren Baden-Württemberg eine bunte Sprachenvielfalt.

Diese Seite gibt einen Überblick über die Dialekte in Baden-Württemberg.

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Wo in Baden-Württemberg wird welcher Dialekt gesprochen?

Rund ein Dutzend regionaler Mundarten werden in Baden-Württemberg gesprochen. Dass die Verständigung da mitunter Schwierigkeiten bereiten kann, veranschaulicht das Beispiel der „Kartoffel“: In Rottenburg, Nagold oder Freudenstadt sagt man dazu „Grombira“, in Künzelsau heißen sie „Äbirn“, „Jardepfel“ in Balingen, Waldshuter nennen sie „Härdöpfel“ und in Ravensburg spricht man von „Bodabira“.

Jenseits der immer wiederkehrenden Phasen öffentlicher Dialektbegeisterung halten sich die Dorf- und Regionalsprachen in Baden-Württemberg dauerhaft. Weder das Fernsehen mit seiner „planierten“ Sprache noch die Mobilität der modernen Gesellschaft oder das Verschwinden bäuerlicher Lebensformen gefährden ernsthaft die Mundart. Gerade in Baden-Württemberg lässt sich die enge Verknüpfung von Siedlungsgeschichte und politischer Entwicklung mit der Geschichte der Landessprachen und der Entwicklung der Mundarten gut zurückverfolgen.

Übersichtskarte

Wo in Baden-Württemberg wird welcher Dialekt gesprochen? Die Übersichtskarte gibt Aufschluss.

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Mundartliche Bezeichnungen für 'Kartoffel'

Die Karte von Baden-Württemberg zeigt die unterschiedlichen Mundarten innerhalb Baden-Württembergs am Beispiel der "Kartoffel".

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Alemannisch

Alemannisch bedeutet übersetzt "Gesamtheit der Menschen". Der Begriff geht auf Johann Peter Hebel zurück, der im Jahre 1803 die „Alemannischen Gedichte“ schrieb. Alemannisch ist eine Mischung aus germanischen, keltischen und galloromanischen Sprachen. Zudem unterlag es Einflüssen aus dem Italienischen, Hebräischen und Französischen.

Das Alemannische zeichnet sich durch drei Besonderheiten aus: Erstens gibt es nur drei Fälle, wodurch der Genitiv mit der Präposition „vom“ gebildet wird. Der Alemanne sagt daher statt „des Mannes“ „vom Maa“. Zweitens benutzt der Alemanne im Vergleich zum Hochdeutschen andere Artikel. So wird nicht „die Butter“ sondern „der Butter“ zum Frühstück gereicht. Schließlich werden Wörter mit –le oder –li verkleinert, wie beispielsweise das „Brötle“.

Das Alemannische ist nicht auf Baden-Württemberg begrenzt, es wird in sechs Staaten gesprochen, außer in Deutschland auch in der Schweiz, Liechtenstein, Österreich, Italien und Frankreich. Es verbindet die Menschen im Elsass, der Schweiz, im Vorarlberg und einem Teil Badens. Dem Alemannen eigen ist sein besonderes Selbstbewusstsein, daher gibt es auch ein eine eigene Version von Wikipedia in Alemannisch. Denn: "Alemannisch isch guet, alemannsich her Reiz. Nit jeder, wo schnell schwätzt, sait ebbes gscheits." Nach weit gefassten Definitionen sprechen in Baden-Württemberg zwei Drittel der Dialektsprecher Alemannisch.

Weitere Informationen

Eine Kostprobe der alemannischen Mundart ist die alemannische Version des Internet-Lexikons Wikipedia

Die Muettersproch-Gsellschaft bietet allerlei Wissenswertes über das Alemannische und deren Sprecher auf ihrer Internetseite.

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Badisch

Badisch ist eigentlich keine eigene Mundart, sondern ein politischer Begriff und wird deshalb in linguistischer Sicht dem Fränkischen zugeordnet. Nichtsdestotrotz wird bereits seit 1914 das Badische Wörterbuch verfasst, in dem die verschiedenen badischen örtlichen Mundarten zusammengefasst werden. Problematisch ist, dass das Badische eigentlich aus zwei bis drei verschiedenen Dialektgruppen besteht.
Im Badischen gibt es viele feine Unterschiede, die fremden Sprechern nicht sofort auffallen. Der Verbreitungsraum dieses Dialekts umfasst Gebiete im nördlichen und südlichen Schwarzwald.

Das Badische grenzt sich explizit vom Schwäbischen ab und wer einen Badener als Schwaben bezeichnet, der kann sicher sein, dass eine Freundschaft erst einmal unwahrscheinlich ist. Bei einer Volksabstimmung 1970 sprachen sich dennoch, trotz aller Konkurrenzen, 80 Prozent der Badener für den Verbleib in Baden-Württemberg aus.  

Weitere Informationen

Auf den Seiten der Universität Freiburg findet man Informationen über das Badische Wörterbuch, das der Fachbereich Germanistik publiziert.

Eine Übersichtskarte und kurz gefasste Informationen über die badischen Dialekte bietet Wikipedia.

Den Text des Badnerlieds, der Baden-Hymne schlechthin, findet man im Volksliederarchiv.

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Hohenlohisch

Ein anderer Dialekt, der in Baden-Württemberg verbreitet ist, ist das Hohenlohische. Dies ist eine fränkische Mundart, die im Übergangsgebiet zum Schwäbischen und insbesondere in den Landkreisen Schwäbisch Hall, Hohenlohekreis und Bad Mergentheim gesprochen wird. Da die Hohenloher Region während der Französischen Revolution zeitweilig von den Franzosen besetzt war, gibt es auch hier viele übernommene Begriffe.

Im Vergleich zum Schwäbischen klingt Hohenlohisch weicher und melodiöser. Weil ein starker Anpassungsdruck zum Schwäbischen besteht, reagieren die Hohenloher, wenn sie für Schwaben gehalten werden, folgendermaßen: „Nur Simbl maana mir däda dahonna schwäbisch schwäza, mir bawla hohalohisch“. Dennoch beherrschen immer weniger Menschen diese Mundart und meistens sind es lediglich die älteren Generationen, die sich in hohelohischer Reinform unterhalten. Obwohl Mundarten in vergangener Zeit an Prestige gewonnen haben, sind alle Dialekte dem Generationenwandel unterworfen.

Weitere Informationen

Ruoff, Arno: „Sprache in Baden-Württemberg – Dialekte und Umgangssprachen.“ In: Martin Blümcke (Hg.). Alltagskultur in Baden-Württemberg. Stuttgart: Landeszentrale für Politische Bildung, 2003, S.128-140.

Informationen über das Verbreitungsgebiet des Hohenlohischen und beispielshaft Wörter und Sätze findet man auf Wikipedia.

Mehr über den weihnachtlichen Brauch des "Ouklöpferle" im Hohenlohischen.

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Kurpfälzisch

Eine weitere Mundart stellt das Kurpfälzische oder Rheinfränkische dar, welches geographisch im Raum um Mannheim und Heidelberg gesprochen wird. Typisch für die Kurpfälzer ist die besondere Sprachmelodie, das sogenannte „Singen“. Hierbei steigt die Betonung am Ende des Satzes an, während im Hochdeutschen in der Regel die erste Silbe betont wird. Kurpfälzische Muttersprachler sind daher leicht an der Klangfarbe erkennbar, wie beispielsweise der Leimer Boris Becker. Zudem haben die Kurpfälzer viele Lehnwörter aus dem Französischen, Rotwelschen und Jiddischen. Der Begriff „Alla“, der in Mannheim zum Abschied oder als Füllwort verwendet wird, stammt vom französischen „Allez“ ab. Ein weiteres Beispiel ist der Ausdruck „Waschlafoor", der in Anlehnung an „lavoir“ die Waschschüssel bezeichnet.

Weitere Informationen

Einen sehr ausführlichen Artikel über das Kurpfälzische, seine Besonderheiten, Entstehung und Verbreitung bietet Wikipedia.

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Schwäbisch

Der Sprachraum des Schwäbischen liegt im süd-östlichen Bereich Baden-Württembergs. Auch wenn in einigen Regionen Bayerns (zum Beispiel in und um Augsburg herum) geschwäbelt wird, verbinden die Deutschen den schwäbischen Dialekt hauptsächlich mit Baden-Württemberg.

Die schwäbische Sprache besitzt in vielerlei Hinsicht sprachliche Eigenheiten. Sowohl eigene Wörter, die für Nicht-Schwaben oft kaum verständlich sind, als auch eine eigene Grammatik und Betonung sind Kennzeichen des Dialekts. Die Schwaben verwenden kaum Umlaute, wodurch das Adjektiv „schön“ zu „schee“ wird. Des Weiteren werden viele Diphtonge (Doppelvokale) benutzt und harte Konsonanten weich ausgesprochen. So wird aus Hochdeutsch „die Mutter ist müde“ zu Schwäbisch „dia Muader isch miad“. Auch die Wortendungen sind ein Fall für sich und für "Neigeschmeckte" (Menschen, die woanders geboren wurden) nur schwer zu durchschauen.

Der schwäbische Spruch „Schaffe, schaffe , Häusle baue!“ verweist auf eine Eigenart der Bewohner der Region. Neben der Liebe zum Eigenheim und der Sparsamkeit, die historisch aus der Ressourcenknappheit der Bauern resultiert, liebt der Schwabe gutes Essen. Wenn der Schwabe mit der Mahlzeit zufrieden war, dann folgt ein „Schmeggd faschd wia dr´hoim“.  Im Schwabenländle gibt es viele typische Gerichte wie Maultaschen oder Spätzle, die sich auch über die Landesgrenzen hinaus großer Beliebtheit efreuen. Und wenn der Schwabe sagt "Net schlecht", dann gibt es kaum ein größeres Lob.

Weitere Informationen

Einen sehr ausführlichen Artikel über die Schwäbischen Dialekte, besonders ihre linguistischen Merkmale, bietet  Wikipedia

Eine unterhaltsame Internetseite mit deutsch-schwäbischem Wörterbuch, Schwäbisch-Tests, Landesgeschichte und vielerlei Nützliches zum Umgang mit Schwaben - schwabissimo!

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Linksammlung

Mehr zum Thema Dialekte

  • Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaften der Universität Tübingen: Arbeitsstelle Sprache in Südwestdeutschland
  • Institut für Deutsche Sprache Mannheim:  Gesprochenes Deutsch 
  • Mundartgesellschaft Württemberg: Mundarten
  • Arno Ruoff (2003): Sprache in Baden-Württemberg. Dialekte und Umgangssprachen. In: Alltagskultur in Baden-Württemberg. Erschienen bei der Landeszentrale für politische Bildung. Inhaltsverzeichnis
  • Südwestdeutscher Rundfunk: Mundarthörspiele
  • Deutsche Welle: Dialekte in Deutschland

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Text von: Prof. Dr. Reinhold Weber/Dorothea Urban, aufbereitet von der Internetredaktion der LpB BW.

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